Südtirol liegt an der Schnittstelle von Mittel- und Südeuropa und gehörte im Verlauf der Geschichte verschiedenen Herrschaftsbereichen und Staaten an.
In der Region südlich des Alpenhauptkammes werden drei verschiedene Sprachen gesprochen: Deutsch, Italienisch und Ladinisch. Am weitesten verbreitet ist die deutsche Sprache. Sie wird von knapp zwei Dritteln aller Einwohner gesprochen. Auf dem vergleichsweise kleinen Territorium werden rund 40 Tiroler Dialekte gesprochen. Eine erstaunlich hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass in dieser Alpenregion insgesamt nur rund 524.000 Einwohner leben.
- Deutsch (rund 40 Tiroler Dialekte)
- Italienisch (im 20. Jhd. eingeführt)
- Ladinisch (alte rätoromanische Sprache, dem Latein ähnlich)
- Ladinien, (Ladinia) Land ohne eigenen Staat in den Dolomiten
Ausflug in die Südtiroler Geschichte
Im frühen Mittelalter war die Region südlich des Alpenhauptkammes von Bajuwaren, Langobarden und Rätoromanen besiedelt. Ab 1363 waren Tirol und Südtirol Teil des Habsburger Reiches, später gehörte die Alpenregion zum Kaiserreich Österreich. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde Südtirol italienisches Staatsgebiet.
Vor diesem geschichtlichen Hintergrund verwundert es nicht, dass die meisten Einwohner Südtirols Deutsch als Muttersprache haben. Dabei ist diese Sprache nicht die älteste in Südtirol. Bevor Südtirol im 8. Jahrhundert Teil des Herzogtums Bayern wurde, war die Region von Ladinern besiedelt. Sie sprachen eine eigene rätoromanische Sprache: Ladinisch. Sie entwickelte sich aus der rätischen Ursprache und enthält zahlreiche Anlehnungen an das Volkslatein, das in der Antike im Römischen Reich gesprochen wurde.
Geschichte Südtirol: Warum Südtiroler sich nicht als Italiener fühlen
Deutsch
Der Anteil an Personen, die Deutsch als Muttersprache haben, liegt in Südtirol bei ca. 62 Prozent. Gesprochen wird Tiroler Dialekt in über 40 verschiedenen Varianten. Die Unterschiede sind allerdings nur für das geschulte Ohr wahrnehmbar. Die Mundarten klingen ähnlich und Verständigungsprobleme gibt es nicht. Lediglich bei Behörden und öffentlichen Einrichtungen wie Schulen wird Standarddeutsch mit Tiroler Akzent gesprochen. In der jüngeren Vergangenheit wurden zahlreiche Wörter aus dem Italienischen übernommen und als sogenannte Lehnübersetzung in die deutsche Sprache übertragen. So heißt der Personalausweis in Südtirol beispielsweise „Identitätskarte" und der Direktor einer Schule „Schulführungskraft". Der größte Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols lebt im ländlichen Raum. In knapp 80 von 116 Gemeinden sprechen mehr als 90 Prozent der Einwohner deutsch als Muttersprache.
Italienisch
Nachdem Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg Teil Italiens geworden war, versuchte der Staat eine rücksichtslose Zwangsitalianisierung durchzusetzen. Zehntausende Italiener aus verschiedenen Provinzen wurden in der Landeshauptstadt Bozen angesiedelt und Deutsch wurde an Schulen und im öffentlichen Raum verboten. Heute liegt der Anteil an italienischen Muttersprachlern in Südtirol bei rund 23 Prozent. Italienische Dialekte sind kaum zu hören, da die Sprache erst im 20. Jahrhundert in der Alpenregion eingeführt wurde. Die italienischsprachige Bevölkerung lebt mehrheitlich in den Ballungsgebieten der Städte. In Bozen gehören rund drei Viertel aller Einwohner der italienischen Sprachgruppe an. Stärker verbreitet ist Italienisch auch in Südtirols Süden und an der Weinstraße. Dort sprechen die Einwohner vereinzelt einen lombardisch-venetischen Dialekt.
Ladinisch
Nur etwa 4 Prozent aller Einwohner Südtirols sprechen Ladinisch. Sie gehören einer Minderheit an, die hauptsächlich im Gadertal und in Gröden lebt. St. Christina, Wolkenstein, Corvara und St. Martin sind die Hochburgen der ladinisch sprechenden Bevölkerung. Ladinisch ist eine alte rätoromanische Sprache. Sie ähnelt stark dem im Römischen Reich gesprochenen Latein. Im Grunde handelt es sich um einen ausgeprägten Restdialekt des Latein, das vorzugsweise in der römischen Provinz Raetia gesprochen wurde. Ladinischsprachige Bevölkerung lebt außerdem im Fassatal im Trentino und in Cortina d'Ampezzo in der Provinz Belluno.
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Weitere
In den letzten Jahrzehnten wuchs in Südtirol der Bevölkerungsanteil an Personen mit Migrationshintergrund. Derzeit liegt der Anteil an Personen, die nicht eine der drei Hauptsprachen sprechen, bei etwa 11 Prozent.
Deutsch, Italienisch und Ladinisch sind offiziell anerkannte Sprachgemeinschaften. An den Schulen wird Deutsch oder Italienisch als erste Fremdsprache unterrichtet. Die Aufteilung macht Sinn, denn alle im öffentlichen Dienst tätigen Personen müssen zwingend Deutsch- und Italienisch-Kenntnisse nachweisen. In den Alpentälern mit mehrheitlich ladinischsprachiger Bevölkerung werden alle drei Sprachen unterrichtet. In der Provinz Bozen wird sogar der Personalausweis zweisprachig italienisch/deutsch ausgestellt.
Bildquelle:
Foto: Länderflaggen am Ortseingang von Vöran © Suedtirol.de
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